Edeka in Birgden

Die Geilenkirchener Zeitung berichtet in der Ausgabe vom 02.11.2013, dass der Edeka-Markt in Birgden zum Jahreswechsel nach 13 Jahren geschlossen wird. Hierdurch entfallen 20 Arbeitsplätze.

Begründet wird die Schließung mit dem Umsatzrückgang von 35 Prozent seit dem Frühsommer. Möglicherweise deshalb, weil in diesem Jahr zwei weitere Supermärkte in Birgden eröffnet wurden.

Etwas nachdenklich stimmen die in der Berichterstattung zitierten Ausagen des Bürgermeisters und des Beigeordneten („Wir leben nicht in einer Diktatur, in der man Konkurrenz verbieten kann“; “ Es ist bedauerlich, wenn der Markt schließt. Aber die Kommune ist nicht da, um die Bestandssicherheit von Unternehmen zu sichern, indem sie Konkurrenz verbietet.“)


Die Aussagen vom Bürgermeister und Beigeordneten stehen im Widerspruch zu der Handhabung in der 32. Änderung des Flächennutzungsplanes zur Verlagerung des Gewerbegebietes und Erweiterung des Sondergebietes in Gangelt (Drucksache IX/0054).

Diese Drucksache wurde in der Sitzung des Bau- und Umweltausschusses am 02.02.2010 behandelt. Der Flächennutzungsplanänderung war eine sogenannte Auswirkungsanalyse beigefügt. Zur Ermittlung der zu berücksichtigenden vorhandenen Verkaufsflächen wurde eine Bestandserhebung aller Einzelhandelseinrichtungen des Zentralortes Gangelt und der unmittelbar benachbarten Ortschaften Birgden und Hastenrath durchgeführt.

Weiterhin wurde die vorhandene einzelhandelsrelevante Kaufkraft in der Gemeinde Gangelt nach zentrenrelevanten Sortimenten aufgeführt (z.B. Baumarktspezifisches Sortiment 7,3 Mio. €). Nach den in der Sitzungsvorlage angenommenen durchschnittlichen Umsätzen in  € je qm wurde die Flächenproduktivität ermittelt (z.B. Baumarktspezifisches Sortiment ca. 1.700 € je qm). Nach der ermittelten Kaufkraft hätte Gangelt z.B. beim baumarktspezifischen Sortiment einen Bedarf von ca. 4.300 qm Verkaufsfläche (Anm.: vor Jahren gab es bereits 2 Baumärkte in der Gemeinde Gangelt).

Da der in Gangelt ansässige Baumarkt bei Weitem diese Verkaufsfläche nicht erreicht, hat unser Ausschussmitglied Heinz Huben in der Sitzung die im Flächennutzungsplan vorgemerkte Untersagung für zusätzliche Flächen des baumarktspezifischen Sortiments moniert.

Aus welchen Gründen auch immer, ist in 2010 bei der Aufstellung des Flächennutzungsplanes regulierend durch die Politik eingegriffen worden, in dem zusätzliche Flächen für einen Baumarkt ausgeschlossen wurden. Obwohl nach den Analysen ein weiterer Bedarf beim baumarktspezifischen Sortiment bestanden hätte, wurde die Ansiedlung eines Konkurrenzunternehmens im Flächennutzungsplan untersagt.

Bei der Aufstellung des Bebauungsplanes „Nahversorgung Birgden“ wurde im Jahr 2011 ein Gutachten erstellt. Die Gutachter erwähnen darin eine absolute Umsatzverlangerung innerhalb von Birgden in Höhe von 12 % zu Lasten des Edeka Marktes (ca. 0,7 Mio. €). Ferner weisen sie darauf hin, dass in der allgemeinen Rechtsprechung bereits Umsatzverlagerungen von 10 % als abwägungsrelevant eingeordnet werden und schließen eine Bestandsaufgabe des Edeka Marktes nicht aus. Dennoch haben die Gutachter der Gemeinde Gangelt wegen der zentralen Ortskernlage des Marktes die Schaffung der planungsrechtlichen Voraussetzungen empfohlen.

8 Gedanken zu „Edeka in Birgden

  1. In einem weiterem Artikel der Geilenkirchener Zeitung vom 16.11.2013 („Edeka: Das Aus kommt nicht überraschend“)wird über das in 2011 erstellte Gutachten berichtet. U.a wird in der Analyse des Gutachtens herausgestellt, dass der ebenfalls in diesem Jahr in Birgden eröffnete Discounter keinen Eingang in das Gutachten fand, in dem Auswirkungen auf den Einzelhandel im Umfeld, der Standort, die Kaufkraft und die Umsatzverteilung untersucht wurden.

    Zugegebenermaßen wirft das durchgeführte Planfeststellungsverfahren vor diesem Hintergrund Fragen auf.
    Bereits bevor die Planungen des REWE-Marktes in den politischen Gremien (erstmals in der öffentlichen Sitzung des Bau- und Umweltausschusses am 07.10.2010; Drucksache IX/0162) diskutiert worden sind, gab es in der Bau- und Umweltausschusssitzung vom 28.09.2010 (Drucksache IX/0122) eine Bauvoranfrage für den Discounter.
    Nach Durchsicht der Sitzungsunterlagen konnte ich keine weiteren Sitzungen der Ausschüsse zu diesem Discounter finden. Ebenso konnte ich keine Auswirkungsanalyse auf die Struktur des Einzelhandels im Umfeld des Discounters finden.

    Hier wäre es interessant zu wissen, ob der ehemalige Betreiber des Baumarktes an dieser Stelle auch der Bauherr des Marktes ist und diesen an den Discounter vermietet? Falls ja, dann drängt sich unter Hinweis auf meinen Ursprungsartikel die Frage auf, ob dieser Betreiber eine „Sonderstellung“ in der Gemeinde Gangelt genießt?

    Zur Errichtung des REWE-Marktes haben neben der oben genannten Sitzung noch zwei weitere Beratungen des Bau- und Umweltausschusses (am 6.12.2011 und 20.3.2012) stattgefunden. Weshalb den „Fach“-Leuten, die eigentlich in diesem Ausschuss sitzen sollten, nicht aufgefallen ist, dass in der gutachterlichen Analyse der fast zeitgleich errichtete Discounter nicht erwähnt und bei den Analysen nicht berücksichtigt worden ist, sollte m.E. auch hinterfragt werden. Wurden die Entscheidungsträger etwa nicht vollumfänglich informiert oder haben sie die umfangreichen Sitzungsunterlagen nur nicht aufmerksam gelesen?

    Ging vor Jahren noch der Trend dahin, großflächige Vollsortimenter in Gewerbegebiete außerhalb der Wohnbebauung zu verlagern, scheint der Trend heute in einer Ansiedlung im Ortskern den Vorzug zu genießen.

    An der Entscheidung, den EDEKA-Markt zu schließen, werden die Antworten jedenfalls nichts mehr ändern. Es sollte dennoch geklärt werden, ob durch die Ansiedlung der beiden Märkte der REWE-Gruppe nicht billigend die Bestandsaufgabe eines langjährig in der Gemeinde ansässigen Unternehmens in Kauf genommen worden ist?

    Wünschenswert wäre in diesem Zusammenhang eine Aufklärung durch den Bürgermeister, der laut Zeitungsartikel für die Redaktion „jedoch trotz Bitte um Rückruf weder am Donnerstag noch am Freitag zu sprechen“ war und auch nicht ans Handy gegangen ist.

  2. Glaube nicht das es ein Konzept gibt. In der Politik gilt der Grundsatz „Man kennt sich und eine Hand wäscht die andere“.
    Oder ist es nur Zufall das ein Gemeinderatsmitglied auch gleichzeitig der Betreiber des Marktes ist?

  3. Noch nicht gemerkt – in Gangelt gibt es viele Zufälle! 🙂
    Vielleicht sollten sich doch einmal mehr Leute mit der Kommunalpolitik beschäftigen – es fehlt einfach eine starke Opposition hier.

  4. Wieso soll das in Gangelt anders sein als in Berlin?
    Sagt die Kanzlerin vor Millionenpublikum im Duell „Eine Maut wird es mit mir nicht geben“ sichert sie zwei Monate später die Maut auf dem CSU-Parteitag zu. Schon deshalb wäre ein Scheitern der Koalition und die Quittung bei Neuwahlen wegen Wahlbetrugs angebracht
    lügen, betrügen und schönreden ist Taktik und Staatskunst auch in Gangelt
    Kein Wunder das die Leute die Politik nicht interessiert

  5. Der Einzelhandel wird in Gangelt offenbar nicht geschützt. Nach und nach
    sind die Einzelhandelsgeschäfte verschwunden – die großen
    Gewerbetreibenden haben auch hier das Sagen. Dies wird unterstützt von
    der EGG, wie Freitag in der Bürgerversammlung bei Hamacher zu hören war.

  6. Der Betreiber vom REWE Markt ist Heinz Schmitz, seines Zeichens Mitglied des Gemeinderats in Gangelt.
    Ein Schelm, der Böses dabei denkt, dass die bevorzugte Lage des Marktes etwa etwas damit zu tun hätte! 😕

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